Unsere Etikette

In allen japanischen Kampfsportarten wird eine bestimmte Etikette gepflegt. Diese wurde vom Ju-Jutsu übernommen. Das ist zwar nicht so streng, wie in anderen Kampfsportarten, aber ein paar Regeln sind schon zu beachten.

– Pünktlichkeit, Umkleiden, Kleidung und Körperpflege:

Für ein gemeinsames Angrüßen ist es erforderlich, dass alle pünktlich erscheinen. Da es nicht gestattet ist, dass Jugendliche unter 16 Jahren und Erwachsene sich zusammen umziehen, müssen alle über 18-Jährigen vor dem Ende des Jugendtraining die Umkleiden verlassen haben. In den Umkleideräumen gilt ein generelles Verbot für Handybenutzung. Vor allem im Kampfsportbereich hat man häufig Körperkontakt mit seinem Trainingspartner. Saubere Hände und Füße, sowie kurz geschnittene Nägel (Verletzungsgefahr) sollten daher selbstverständlich sein. Ebenso saubere Kleidung. Beim Training wird ein sauberer und ordentlicher weißer Kampfanzug (Gi) getragen. Nur die weiblichen Ju Jutsuka tragen unter der Gi-Jacke ein weißes T-Shirt. Anfänger können zum Reinschnuppern in die Sportart auch saubere Sportsachen oder Trainingshose mit T-Shirt verwenden. Zum Anzug gehört auch immer ein Gürtel, je nach Kyu- (Schüler) oder Dan-Grad (Meister) von weiß bis schwarz. Vor dem Training sollten lange Haare zusammengebunden werden. Zur eigenen Sicherheit müssen alle Schmuckstücke (Ketten, Anhänger, Uhren, Ringe, Ohrringe) vor dem Training abgelegt werden, da durch sie Verletzungen verursacht werden können.

– Sauberkeit:

Schmutz sollte nicht auf die Matte getragen werden. Deshalb betritt man sie nie mit Schuhen. Auf die Matte (Tatami) geht es nur barfüßig oder mit speziellen Mattenschuhen. Außerhalb der Matte werden Badelatschen getragen, um die Füße sauber zu halten.

– Das Angrüßen:

Betritt ein Kampfsportler (Budoka) eine Trainingshalle (Dojo), so verbeugt er sich zum Gruß und bezeugt damit, dass er bereit ist, die Regeln des Dojos zu akzeptieren. Alle Trainingsteilnehmer stellen sich in absteigender Gürtelfarbe zur Begrüßung auf der Matte gegenüber dem Lehrer (Sensei) auf. Die Dan-Grad stehen vom Sensei aus gesehen links. Auf Zeichen des Sensei knien die Trainingsteilnehmer ab. Dabei ist der Oberkörper aufrecht, die Hände ruhen auf den Oberschenkeln, der Atem geht ruhig. Der Sensei verkündet „Mokuso“. Alle Teilnehmer schließen nun die Augen und bereiten sich geistig auf das Training vor.  Der höchst graduierte Schüler gibt das Kommando „Jamei rei“, worauf die Augen wieder geöffnet werden und sich alle im Sitz verbeugen. Man legt bei der Verbeugung die Hände vor die Knie auf die Matte und beugt Kopf und Oberkörper vor. Wenn sich alle Trainingsteilnehmer wieder zum Sitz aufgerichtet haben, erhebt sich zuerst der Sensei, dann stehen alle Schüler auf und machen eine Verbeugung.

Zu spät? Dann:

Ist es ausnahmsweise nicht möglich pünktlich zu sein, muss mit dem Umziehen gewartet werden, bis die Jugendlichen die Umkleide verlassen haben. Kommt jemand zu spät zum Unterricht, so meldet er sich vor dem Betreten der Matte beim Trainer und bittet um Erlaubnis noch teilnehmen zu dürfen. Grüßt die Gruppe gerade an, so wartet man, bis sie fertig ist. Nie die Matte betreten, wenn gerade angegrüßt wird. Wer beim Angrüßen nicht da war, verbeugt sich vor dem Trainer.

– Während des Trainings:

Ein Trainingsteilnehmer sollte während des Trainings das Dojo nicht einfach verlassen, sondern sich beim Trainer abmelden.

– Der Umgang miteinander:

Völlig daneben ist es, den Trainer auf der Matte zu kritisieren. Dem Sensei gegenüber bezeugt es von absolut mangelndem Respekt, wenn man vor anderen seine Art zu lehren, die Übungen selbst oder den Trainer persönlich kritisiert. Respekt ist in allen Budo-Sportarten ein wesentliches Element. Man kann gerne anderer Meinung sein und das auch später mit dem Trainer besprechen. Eventuell kennt man einen neuen Kniff bei einer Technik. Auch Trainer sind nie perfekt. Aber um darauf einzugehen ist während des Trainings, wenn der Sensei etwas erläutert und alle zusehen, kein Platz. So etwas sollte man nach dem Training mit dem Trainer allein besprechen. Überhaupt gilt: Erst einmal so ausführen, wie es demonstriert wurde. Oft wird eine Technik auch nicht gleich komplett gezeigt, oder in etwas abgewandelter Form, oder anderer Geschwindigkeit als eine perfekt ausgeführte Form. Der Grund dafür ist, dass manches so für den Schüler leichter nachvollziehbar wird, oder die komplette Technik einfach für den Leistungsstand des Schülers noch zu kompliziert ist. Zudem steht man beim Demonstrieren einer neuen Übung oft sehr statisch. Im Kampf werden die Techniken dann aber mit sehr viel mehr Dynamik aus der Bewegung heraus ausgeführt, um Ihre volle Wirkung zu erzielen. Nicht zuletzt können manche Übungen auch nicht „durchgezogen“ werden, um den Trainingspartner nicht zu verletzen oder unnötig in Gefahr zu bringen. Die Übungen in der Bewegung auszuführen ist dann nur im 2. oder 3. Schritt oder Fortgeschrittenen gestattet. Das gilt nicht nur für das Vereinstraining, sondern auch für Lehrgänge. Nachfragen immer, Kritisieren bitte im persönlichen Gespräch, nie vor der Gruppe. Auch ist es respektlos, dem Trainer dauernd dazwischen zu plappern. Während der Trainer etwas erklärt, sind die Schüler still und zappeln nicht herum. Oft unterschätzt wird auch die Außen- und Innenwirkung des eigenen Verhaltens. Führen Einzelne z.B. dauernde Unterhaltungen, so stören Sie die anderen in Ihrer Konzentration und behindern damit deren Training. Gerade bei Vorführungen oder Lehrgängen, wo unter Umständen auch mal Publikum anwesend ist, wirkt es als störend, wenn Einzelgespräche geführt werden, oder Einzelne sich setzen oder scheinbar gelangweilt die Arme verschränken. Das Bild, dass Sie damit abgeben, wirkt auf die Gruppe zurück und wirft damit ein schlechtes Licht auf Moral, Training und Fertigkeiten der Gruppe. Bei Anwesenheit unter 18-Jährige sind jegliche sexistische Äußerungen und Andeutungen verboten, sofern diese nicht in dem Bereich „Prävention und Selbstbehauptung“ zum Unterrichtsthema gehören.

– Trainingsabschluss:

Am Ende der Übungsstunde folgt wieder eine Grußzeremonie wie am Beginn, jedoch mit dem Kommando“ Jamei Sensei ni rei“. Diesmal nicht mit dem Ziel, sich auf das Training einzustimmen, sondern um das Training noch einmal im Geiste zu betrachten. Beim Verlassen des Dojos verneigt man sich wieder. Diese Etikette dient uns für ein harmonisches und effektives Training.